In der Rubrik "Archive stellen sich vor" präsentieren wir die verschiedenen Datengeber des Archivportal-D und verlinken zu ihren Beständen. Wir freuen uns, dass das Handschriftenarchiv Dresdner Kreuzchor mit dabei ist!
Der Dresdner Kreuzchor ist als weltberühmter Chor zugleich auch einer der ältesten Knabenchöre der Welt. Noch im vorigen Jahrhundert war es für den Chorbetrieb unabdingbar, Noten handschriftlich zu vervielfältigen. Kopierer gab es nicht, zeitgenössische Kopierverfahren waren zum Teil noch recht kostenintensiv und Noten zu bestellen konnte mitunter lange Wartezeiten nach sich ziehen bzw. waren in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg auch keine wirkliche Option.
Auch heute noch besitzt der Kreuzchor eine Notenbibliothek, in welcher eine Notenbibliothekarin und mehrere Ratsdiskantisten – Kruzianer die ebenfalls hier tätig sind – arbeiten. Nur heute finden sich hier zumeist gedruckte, verlegte oder kopierte Noten. Die alten Kruzianerabschriften – besonders aus den späten 1940er Jahren bis in die 1970er – wurden für einige Jahrzehnte auf den Dachboden der Räumlichkeiten des Chores verbannt, ehe 2013 durch ehrenamtlicher Arbeit, die dort vergessenen Schätze geborgen wurden. Das Handschriftenarchiv Dresdner Kreuzchor wurde gegründet. Stücke aus der Zeit von vor 1945 sind so gut wie nicht mehr überliefert, da sich die Gebäude der alten Kreuzschule in der Dresdner Innenstadt befanden, welche am 13. Februar 1945 einem verheerenden Bombenangriff zum Opfer fiel.
Dabei hat das Handschriftenarchiv besonders aufgrund des recht geringen Umfanges von gerade einmal 2 laufenden Metern mehr Projektcharakter – doch wächst der Bestand auch ständig, da weiter alte Notenabschriften, die bisher noch im Choralltag genutzt wurden, ausgesondert werden. Im Bestand finden sich von vielfältigen Notenabschriften eines Werkes – jeder Kruzianer fertigte hier sein eigenes Exemplar – bis hin zu transparenten Abpaus-Vorlagen oder auf Fotopapier entwickelte Kopien von handschriftlichen Abschriften.
Das Archiv überliefert derweil ein Stück der einzigartigen Kultur europäischer Knabenchöre. Viele der Werke im Archiv tragen auch noch den Charakter der Zeit ihrer Entstehung, wie Stücke von Hanns Eisler zu Texten von Johannes Robert Becher. Den Hauptteil der Bestände machen aber Abschriften und Kopien aus der Zeit des berühmten Chorleiters und Kantors Rudolf Mauersberger aus: Sowohl Kompositionen desselben, als auch arrangierte Volkslieder oder liturgische Zusammenstellungen, wie die Christ- oder auch Ostermette, die bis heute in der Kreuzkirche in Dresden vom Dresdner Kreuzchor aufgeführt werden. Besondere Bedeutung – auch für Alumni des Chores – kommen den kleinen Kürzeln am Ende von handschriftlichen Exemplaren zu, mit welchen sich die Schreiber verewigten.
Noch heute arbeitet das Handschriftenarchiv nur auf ehrenamtlicher Basis als ein Projekt ehemaliger Kruzianer.
Bestandsübersicht des Handschriftenarchivs Dresdner Kreuzchor im Archivportal-D.
Kontakt:
Marc Eric Mitzscherling
Leitender Archivar, Projektleiter
E-Mail: handschriftenarchiv [at] protonmail.com
Zusätzliche Informationen (auch auf Englisch) sowie Online-Findmittel auf dem aktuellsten Stand finden Sie auf der Homepage des Handschriftenarchivs Dresdner Kreuzchor: http://archiv.handschriften.bplaced.de/