Tierschutz vor über 100 Jahren

Von Ronja Erhardt

Tierschutz ist heute fester Bestandteil gesellschaftlicher und politischer Diskussionen. Doch wie diese Postkarte zeigt, ist Tierschutz kein neues Phänomen. Schon vor über 100 Jahren setzten sich Menschen für den Schutz von Tieren ein. Die Postkarte, die in der Akte BR 4, Nr. 1077 zu finden ist, wurde vom Bund für Vogelschutz e.V. bereitgestellt und ruft zum Schutz verschiedener Vogelarten auf. Diejenigen, die die Postkarte unterzeichneten, schlossen sich dem Verzicht des Tragens von Reiher-, Paradiesvogelfedern und Kolibribälgen an. Die Postkarte war Teil einer Kampagne des Bundes für Vogelschutz, die sich für die Rettung von Paradiesvögeln und Silberreihern einsetzte, deren Federn sich zum Schmuck auf Damenhüten großer Beliebtheit erfreuten. Neben seiner Lobbyarbeit versuchte der Verein die Bevölkerung durch Aufklärung über die Konsequenzen vom Tragen der Federhüte abzubringen und so die Vögel zu schützen. Die Bemühungen des Vereins zum Schutz der Artenvielfalt setzten sich bis heute fort. So geht der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) auf die Gründung des Bundes für Vogelschutz e.V. zurück.

Doch wie kommt die Postkarte in die Bestände des Landesarchivs NRW? Die Bezirksregierung Düsseldorf bat den Bund für Vogelschutz e.V. um Beratung bei der Bekämpfung des Verkaufs von Mode mit Paradies- und Kronenreiherfedern. Lina Hähnle, Gründerin des Bundes für Vogelschutz e.V., antwortete der Bezirksregierung und legte Informationsmaterial des Vereins bei. Unter dem Material befand sich die Postkarte und so wurde diese mit dem anderen Informationsmaterial in die Akte aufgenommen. Die Akte erhielt den Titel „Damenmode“ und wurde von 1914 bis 1917 geführt. In der Akte finden sich neben den Quellen über den Tierschutz Schriftwechsel zum Propagieren einer deutschen Mode. Im Rahmen des Tierschutzes werden zudem mehrmals die zu der Zeit bestehenden deutschen Kolonien erwähnt. Unter dem alltäglich klingenden Aktentitel „Damenmode“ erhält man einen Einblick in den Tierschutz, den Einfluss der Politik auf Mode und den deutschen Kolonialismus. Die vollständige Akte kann über das Archivportal-D eingesehen werden.

 

Quellen:

123 Jahre NABU - eine Erfolgsgeschichte

Paradiesvogelkampagne 1910 - NABU

 

Der Text stammt von Ronja Erhardt vom Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Wir bedanken uns herzlich für die Bereitstellung des Textes und den spannenden Einblick in die Verquickung von Mode, Tierschutz und Politik.

 

Beispiele dafür, wie Vogelfedern zwischen 1910 und 1940 als Hutschmuck eingesetzt wurden, können Sie hier entdecken.